Interview: Torsten Hartmann

In den Freimind Interviews kommen Selbständige zu Wort, um über ihr altes Leben, den Wechsel in die Selbständigkeit und die Herausforderungen zu sprechen, die damit einhergehen.

Dieses Mal habe ich Torsten Hartmann über sein Leben als selbständigen Fotografen befragt. Er ist Hochzeitsfotograf aus dem Ruhrgebiet und begleitet Hochzeiten auch europaweit.

Was hast du in deinem alten Leben beruflich gemacht?

Ich war seit meiner Ausbildung im Einzelhandel unterwegs. Zwischendurch kamen ein paar berufliche Veränderungen dazu, unter anderem war ich als Einkäufer oder Bürokaufmann tätig. Die meiste Zeit allerdings verbrachte ich im Einzelhandel, hauptsächlich mit Möbeln oder Textilien. Zuletzt hatte ich eine Stelle bei einer großen Modefirma als Abteilungsleiter.

Wie bist du damals zu diesem Beruf gekommen?

Ich bin in der Nähe von Dresden aufgewachsen und suchte nach meiner mittleren Reife einen geeigneten Job bundesweit. Damals war mir nicht wirklich bewusst was ich machen will und so landete ich im Einzelhandel. Der Einzelhandel war immer ein gefragter Bereich, anders als heute hatte man vor einigen Jahren noch humane Arbeitszeiten in diesem Berufsfeld. Aber es war jetzt nicht mein Traumberuf, ich wusste damals einfach nicht was ich machen will.

Wann hast du für dich beschlossen, dass es nicht der richtige Weg ist?

Eigentlich habe ich es so richtig begriffen als unsere erste Tochter geboren war. Ich hatte nie Zeit für die Familie bzw. mein Kind und war immer sehr spät Zuhause. Es gibt im Leben immer Schicksale die einen verändern können und genau so war es auch bei mir. Meine Tochter wurde mit Einschränkungen geboren und musste mehrere Operationen in den ersten Lebensjahren über sich ergehen lassen. Und gerade die Anfangszeit war die schwerste. Und genau in dieser Zeit wurde mir bewusst wie wichtig Familie ist und vor allem, dass man für Sie da sein sollte. Mit dem Job den ich hatte war das einfach unmöglich, es konnte nicht der richtige Weg für mich sein. Ich dachte sehr oft darüber nach, fand aber keinen richtigen Ausweg. Da ich zu der Zeit bereits angefangen hatte Hobbymäßig Fotos zu machen hat sich dann irgendwie alles ergeben. Ich lernte eine Fotografin aus dem Saarland kennen, die mir die Möglichkeit gab bei einer Hochzeit als Second Shooter Einblicke zu bekommen und so kam ich in dieses Thema voll rein und war als Second Shooter auf mehreren Hochzeiten dabei. Ich merkte auch schnell, dass ich dafür brenne den Menschen etwas zu geben wofür Sie unheimlich dankbar sind. Nämlich unvergessliche Erinnerungen. Die Menschen sind so dankbar, dass erfährt man in keiner Firma der Welt glaube ich. Und in dieser Zeit merkte ich das es auch andere Möglichkeiten gibt außer von MoSa von 8-20 Uhr für eine Firma zu arbeiten die dir nichts zurück gibt. Und das war der Punkt des Umschwungs für mich.

Wie war die Übergangszeit für dich?

Die Übergangszeit war wirklich schwierig, weil man irgendwie nicht weiß wo man mit dem Aufbau dieser Selbstständigkeit anfangen soll. Es gab immer viele Stimmen die sagten „das ist zu großes Risiko“ Das ist viel zu „unsicher“. Und irgendwie war ich gefühlt 1000x kurz davor alles hinzuwerfen und wieder in meinen alten Job zurück zu gehen. Aber da ich schon immer ein Mensch war der niemals aufgibt, habe ich es zum Glück nie gemacht! Immer wieder gab es Diskussionen, weil ich Equipment gekauft oder Weiterbildungen besucht habe. Und das alles obwohl ja nicht klar war wohin der Weg führt. Ich kann nur jedem raten, wenn man wirklich etwas will und dafür brennt, dann kann man alles schaffen! Es gab immer einen Trick, den ich für mich anwandte: Immer wenn jemand versucht hat mir alles schlecht zu reden, habe ich mir jemanden gesucht der es bereits geschafft hat und positives dazu sagt. Es hat mir unheimlich geholfen um wieder den grünen Faden zu bekommen und nach vorne zu schauen.

Wie viel Respekt / Angst hattest du vor dem eigentlichen Schritt in die Selbständigkeit?

Respekt und Angst gehören in der Selbstständigkeit immer dazu. Teilweise sogar zum täglichen Leben. Aber man muss sich nur vor Augen halten wieviel Positives die Selbstständigkeit mit sich bringt. Spätestens wenn einem die ersten glücklichen Menschen ein Feedback mit Tränen in den Augen geben und dir für alles unheimlich dankbar sind wird man erkennen, dass es der richtige Weg sein kann. Es gibt immer wieder Momente und Tage an denen ich denke- was wird später mit der Rente? Was passiert, wenn du krank wirst für längere Zeit? Was ist, wenn es auf einmal nicht mehr läuft? Aber das alles kann man selbst steuern! Es kann dir auch im normalen Job heutzutage sehr schnell passieren, dass du gekündigt wirst obwohl du ein super Mitarbeiter bist- wenn eine Firma auf einmal Personalkosten sparen muss! Also Angst gehört immer zum Leben aber man kann in der Selbstständigkeit viel mehr Einfluss auf viele Faktoren nehmen. Ich muss z.B. mit niemanden absprechen wann ich meinen Urlaub einplane. Ich muss nie Fragen ob ich eher nachhause gehen kann, weil ich mal mit den Kindern auf den Spielplatz möchte. Nein ich kann meine Zeit frei gestalten und zwar so wie es für mich passt. Natürlich ist es schwierig sich selbst zu motivieren und sich einen Plan zu erstellen damit man auch aktiv etwas tut. Aber es gibt da genug Möglichkeiten und Wege für jeden. Wichtig ist die Angst zu besiegen mit positiven Gedanken.

Wenn du heute zurückblickst, wie begründet war deine Angst damals?

Also ich muss sagen es ist alles eine Sache der Herangehensweise und die Angst die ich am Anfang hatte war nicht berechtigt. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten gegen Probleme die einem in den Weg gestellt werden vorzugehen, dass man es durchaus mit ein bisschen mehr Aufwand schaffen kann selbstständig zu werden. Aber wie ich schon sagte die Angst wird man nie los, denn es gibt immer mal Zeiten in denen es nicht so läuft aber dann muss man die positiven Dinge hervorrufen und es pendelt sich wieder ein. Zumindest handhabe ich es so.  Ich kann auch sagen, dass es unheimlich hilfreich ist sich viel mit Kollegen zu umgeben aus der gleichen Branche die einen auch in bestimmten Situationen sehr motivieren können. Vor allem weil Sie eben selbst diesen Weg gehen.

Wie hast du dich über die Selbständigkeit informiert? Welche Quellen hast du genutzt?

Ich muss ehrlich gestehen das ich als Kleinunternehmer sehr wenig Informationen hatte und wirklich viel einfach aus dem Internet gezogen habe. Und ich habe einfach gemacht. Jetzt ist es so, dass ich natürlich die Kommunikation mit dem Steuerberater in Anspruch nehme. Dazu habe ich mir ein tolles Hörbuch gekauft von einer Fotografen-Kollegin welches ich wirklich sehr gut für Informationen nutzen kann.

Ist deine Selbständigkeit heute so, wie du es dir damals gewünscht / vorgestellt hast?

Ehrlich gesagt hatte ich damals keine Vorstellung wie es sein würde aber heute muss ich sagen, meine Wünsche haben sich bisher alle erfüllt. Ich habe mir das Alles hart erarbeitet und viel selbst beigebracht. Ich finde aber man hätte es alles auch viel schneller erreichen können, wenn man weiß wo man ansetzen muss. Auch Du Daniel hast ja einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich meine Wunschkunden finden konnte. Nach dem Einzelcoaching war mir einiges bewusster und allein das Gefühl hat viel Positives ausgelöst bei mir. Es gibt einfach für jeden Fachbereich die richtigen Ansprechpartner mit denen man viel schneller voran kommt.

Was hat dir auf deinem Weg in die Selbständigkeit bisher am besten geholfen?

Also ich weiß nicht ob es als Werbung gilt aber klar da gibt es einige. Unter anderem auch Du Daniel hast mir einen richtigen Ar…Tritt in die richtige Richtung gegeben aber im positiven Sinne! Ansonsten verfolge ich sehr stark Julia & Jil ich liebe Ihre Arbeit und vor allem Ihre Art der Fotografie. Ich gehe sehr stark in die authentische und lebendige Fotografie und da sind die beiden ein echtes Vorbild für mich.  Aber auch Calvin Hollywood ist für mich derzeit einer dem ich folge…er hat eine sehr eigene Art aber auch einen echt guten Content was die Selbstständigkeit und Erfolg angeht. Ich würde auf jeden Fall den Kurs „natürliche Paarfotografie“ von Julia & Jil empfehlen. Oder auch Steuern & Co für Kreative von Nina Schnitzenbaumer. Aus meinem Umfeld war es sehr wichtig, dass meine Frau immer hinter mir stand auch wenn Sie nicht immer meiner Meinung war. Ich habe aber auch sehr viele tolle Menschen kennengelernt die in derselben Branche tätig sind und netzwerke auch heute noch sehr gern. Bevor ich es vergesse: ich kann folgende Hörbücher für jeden nur empfehlen „Wie man Freunde gewinnt“ und „The One Thing“.

Was empfindest du als das Beste und das Schlechteste an der Selbständigkeit?

Also das schlechteste an der Selbstständigkeit ist natürlich, dass man zu viel Steuern zahlt.
Das man jeden Tag eine wirklich starke Motivation für sich selbst braucht, denn, wenn man in einem normalen Job mal Tage haben kann an denen man sich hängen lässt, kann das in der Selbstständigkeit natürlich auf Dauer zu weniger Erfolg führen. Aber ich muss sagen für mich gibt es mehr positive Dinge. Ich liebe es meine Freizeit selbst zu gestalten wie ich es für richtig halte oder einfach mal im Kaffee zu sitzen ein Buch zu lesen und mich weiterzubilden. Ich liebe es selbst steuern zu können wann ich mich weiterbilde und wie oft.  Ich plane meinen Urlaub wann ich will und muss niemanden fragen außer meiner Familie. Die Zeit die ich durch die Selbstständigkeit für meine Kinder habe kann mir keiner mehr nehmen. Aber das wohl Beste ist, dass ich mich als Mensch verändert habe! Ich war früher ein Mensch der sehr schnell negativ gedacht hat und sich sehr schnell reizen ließ von schlechten Dingen. Heute bin ich ein sehr positiver und ausgeglichener Mensch.

Lieber Torsten, danke dass du dir die Zeit genommen hast auf diese Fragen zu antworten.

Weitere Infos zu Torsten Hartmann findet ihr auf torstenhartmann-fotografie.de Besucht ihn auch gern auf facebook und Instagram.  

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