Wann es sinnvoll ist gratis zu arbeiten

Ich möchte direkt einmal klar abgrenzen über wen ich in diesem Artikel schreiben werde. Es geht mir nicht um Menschen, die ein Hobby betreiben, das andere Personen gewerblich betreiben. Wie z.B. Hobbyfotografen, die überhaupt nicht vor haben ihre Arbeiten gegen Geld anzubieten. In diesem Artikel geht es um Menschen, die entweder bereits selbständig sind oder vor haben es zu werden. In diesem Falle ist nämlich die Frage des Geldes eben die wichtigste überhaupt, denn damit wird die Lebensgrundlage gesichert.

Ich habe in den letzten Jahren zum Thema kostenlosem Arbeiten wirklich schon einiges gehört – gerade bei Fotografen. Da gibt es diejenigen, die bestimmte Arbeiten grundsätzlich kostenlos anbieten, da sie damit gar nicht ihr Geld verdienen wollen. Aber es gibt auch die Fotografen, die sich ungehalten über diese Fraktion aufregt, weil sie angeblich die Preise der Branche zerstört. Gleichzeitig lassen sich aber viele von eben diesen Fotografen für ihre Leistung fast schon überbezahlen.

Wer hat Recht?

Aber wenn es diese beide Meinungen gibt – wer hat dann Recht? Gibt es hier überhaupt ein Schwarz oder Weiß? Hat es tatsächlich eine Auswirkung auf die Branche, wenn wir uns für unentgeltliche Arbeit entscheiden?

Alles was ich Euch hierzu sagen kann ist wirklich subjektiv, denn Objektivität ist nur möglich, wenn es standardisierte Vergütungsgrundlagen gibt, wie es zum Beispiel bei Steuerberatern der Fall ist. Die Berufsverbände der Fotografen sprechen hierzu höchstens Empfehlungen aus – aber daran halten muss sich niemand (und tue ich auch nicht). Außerdem muss niemand zwingend Mitglied in einem Verband sein. Damit wird dem Thema natürlich jegliche Objektivität beraubt. Jeder entscheidet selbst für sich und niemand für jemand anderes. Somit ist es uns, meiner Meinung nach, auch nicht gestattet uns ein Urteil über andere zu bilden.

Versuchen wir es also anders, wenn es schon nicht rein objektiv geht. Wie sieht es denn mit der Sinnhaftigkeit aus? Also macht es unter Umständen Sinn seine Leistung als Fotograf kostenfrei anzubieten? Und aus meiner Sicht als jemand, der sich mit Marketing auskennt, kann ich das mit einem klaren „Ja“ beantworten. Es kommt aber eben auf die Situation und die Umstände an.

Mögliche Szenarien

Immer dann, wenn du einen Kickstart brauchst und zum Verkauf einer Arbeit etwas vorhanden sein muss, das noch nicht da ist, kann es z.B. sinnvoll sein diese Leistung zunächst kostenfrei anzubieten, um etwas „in der Hand zu haben“. So muss z.B. ein Elektronikkonzern in Prototypen investieren, ohne dafür Geld zu erhalten. Damit das Endprodukt später verkauft werden kann. Und so müssen Fotografen ihr Portfolio aufbauen, um ihre Leistung zeigen und beweisen zu können.

Zumindest denken das alle. Ich kann Euch aber aus eigener Erfahrung sagen, dass das nicht immer zwangsläufig stimmt. Denn ich selbst habe von meiner ersten Hochzeitsreportage an Geld verdient. Damals sagte ich dem Brautpaar, dass sie im Nachgang einfach das zahlen sollen, was ihnen meine Arbeit wert ist. Und so verdiente ich meine ersten 500 EUR.

Es ist also eigentlich nicht nötig zum Start einer Sache kostenfrei zu arbeiten, wenn du es gut machst und einen smarten Deal machst. Aber es ist auch nicht vermessen. Wenn du anschließend richtig gute Fotos machst und damit ein Bedürfnis bei anderen damit wecken kannst, dann war es gut und wichtig für dich. Dann ist es rückblickend egal, ob du dafür gar nichts, 50 oder 500 EUR bekommen hast.

Meine Erfahrungen

Jetzt fragst du dich sicher, ob ich dann noch nie kostenfrei gearbeitet habe. Und doch, das habe ich. Als ich vor einigen Jahren eine Anfrage für ein Portraitshooting bekommen habe, traf ich mich mit dem jungen Mann, besprach seinen Bedarf bei einem Mittagsessen, fand heraus, dass er zufällig ein Experte für Suchmaschinenmarketing ist und merkte, dass er als Mensch deutlich mehr Wert ist als die 500 EUR, die ich damals für ein Portraitshooting aufgerufen hätte. Wir vereinbarten einen Deal. Fotos gegen SEO-Schulung. Seitdem sind wir Freunde.

Was habe ich für den Verzicht auf 500 EUR bekommen? Eine kostenfreie Weiterbildung in eins der wichtigsten Online-Themen der heutigen Zeit, einen Freund mit dem ich mich seitdem regelmäßig austausche und echte Dankbarkeit. Das alles ist mit Geld nicht ansatzweise zu bezahlen.

Und das ist der wohl wichtigste Tipp, den ich dir im Bezug auf Gratisarbeit geben kann. Arbeite nie gratis, wenn die Gegenleistung es nicht wert ist. Aber arbeite unentgeltlich, wenn du spürst, dass du aus einer Situation mehr gewinnen kannst, wenn du auf dieses Honorar verzichtest. Stelle aber ganz klare Regeln auf, unter welchen Umständen und für welche Gegenleistung du verzichtest. Wenn daraus ein toller Deal entstehen kann, dann schnapp dir den Deal.

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