Nebenberuflich selbstständig – Wieviel darf ich verdienen?

Disclaimer: In diesem Artikel geht es um eine Übersicht, wie viel du in welcher Form nebenberuflich selbständig verdienen kannst. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass dieser Artikel keine Beratung im Sinne des Steuerberatungsgesetzes darstellt und schon gar keine professionelle Steuerberatung ersetzt. Es gibt viele individuelle, spezifische Sonderfälle, die dazu führen können, dass die in diesem Artikel erwähnten Fakten ihre Gültigkeit verlieren. Bitte lasst Euch vor dem Start in Eure Selbständigkeit von einem professionellen Steuerberater helfen, um alle Fallstricke zu vermeiden.

Viele Selbständige starten ihren Weg in die “Freiheit” nebenberuflich aus ihrem Hauptjob heraus. Ihnen geht es weniger darum viel zu verdienen, sondern einer Leidenschaft nachzugehen und dafür – dem Aufwand entsprechend – belohnt zu werden. Schneller als sie sich umschauen können sind sie plötzlich nebenberuflich selbstständig – Wieviel darf ich eigentlich verdienen? ist dann häufig die nächste Frage. Die kurze Antwort ist einfach: so viel du möchtest. Die lange Antwort ist: Aber da gibt es noch Einiges zu beachten.

Freiberufler

Im Grundsatz sind erst einmal alle entgeltlichen Leistungen und Lieferungen eines Unternehmens umsatzsteuerpflichtig. Das gilt allerdings nicht für alle Berufe, denn es gibt Fälle, in denen Freiberufler von der Steuerpflicht ausgenommen sind (4 EStG). So sind z.B. medizinische Berufe, wie Ärzte, Zahnärzte, Heilpraktiker und Krankengymnasten grundsätzlich von der Umsatzsteuer befreit. Welche Berufe von der Umsatzsteuerpflicht ausgenommen sind, kann im § 4 EStG nachgelesen werden. Darunter fallen medizinische Berufe, wie beispielsweise Ärzte, Zahnärzte, Krankengymnasten und Heilpraktiker. Andere freie Berufe wiederum unterliegen trotzdem der Umsatzsteuerpflicht. Dazu gehören Steuerberater, Architekten, Wirtschaftsprüfer, etc.

Vor der Aufnahme deiner Tätigkeit musst du eine Anmeldung beim Finanzamt vornehmen. Dies musst du zwar bei jeglicher Form von Selbstständigkeit, doch die Freiberuflichkeit muss dir, darüber hinaus, vom Finanzamt bestätigt werden. Wie die Anmeldung zum Freiberufler abläuft kannst du hier nachlesen.

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STEUERN & CO FÜR KREATIVE

Weil dieses Thema sehr komplex ist können wir dir hier nur einen kleinen Überblick geben. Wenn du jedoch ins Detail gehen möchtest dann empfehle ich dir Nina Schnitzenbaumers digitalen Kurs „Steuern & Co für Kreative„, der im Grunde alles Wichtige abdeckt, was du für deine Selbständigkeit brauchst.  

Steuern & Co für Kreative

Gewerbebetrieb

Willst du Freiberufler werden, dann bist du zunächst kein Gewerbetreibender und musst auch keine Gewerbesteuer entrichten. Wenn das, was du machen möchtest, nicht als freiberufliche Tätigkeit gilt, musst du neben der Anmeldung deiner Selbständigkeit beim Finanzamt auch eine Gewerbeanmeldung vornehmen – in vielen Städten ist dies heute auch online möglich. Hierzu musst du dich bei deinem örtlichen Gewerbeamt melden und angeben, dass du dich selbstständig machst. Da du dies als nebenberufliche Tätigkeit ausüben möchtest, meldest du in diesem Fall ein Nebengewerbe an. 

Kleinunternehmerregelung

Prüfe als erstes unbedingt ob du von der Kleinunternehmerregelung nach Paragraph 19 des Umsatzsteuergesetzes profitieren kannst. In einem gesonderten Artikel werden wir noch detailliert zur Kleinunternehmerregelung eingehen. So musst du keine Umsatzsteuer auf deinen Rechnungen ausweisen und auch keine ans Finanzamt abführen. Allerdings bist du dann auch nicht vorsteuerabzugsberechtigt. Das heißt, du kannst Steuern die du für deinen Tätigkeit zahlst, nicht absetzen. Wenn du also davon ausgehen kannst, dass du aktuell jährlich nicht mehr als 14.705,88 Euro netto (Stand August 2019) erwirtschaften wirst, solltest du von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen.

Leider bleibst du aber nicht komplett steuerfrei, denn du musst auf deinen Gewinn noch Einkommensteuer zahlen. Natürlich nur, wenn am Ende des Jahres ein Gewinn übrig bleibt. Die Einkommensteuer zahlst du in der Regel einmal im Jahr auf Basis einer Einnahmenüberschussrechnung, die du als Kleinunternehmer beim Finanzamt abgeben musst. Hier werden die Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt und der bleibende Betrag (Gewinn) versteuert. Wenn wir den maximalen Gewinn, den wir als Kleinunternehmer verdienen dürfen, zu Grunde legen, wären das inklusive des Solidaritätszuschlags für einen Alleinstehenden 1.094,40 Euro.

Beachte allerdings, dass dein Einkommen als Ganzes berechnet wird. Dein Einkommen aus deiner hauptberuflichen Tätigkeit und die deines Nebengewerbes werden zusammengerechnet und besteuert. Je nach Höhe ändert sich dann auch dein Steuersatz. Deine voraussichtliche Einkommenssteuerlast kannst du auf dem Steuerrechner des Bundesministeriums für Finanzen auf den Cent genau berechnen, wenn du die Einnahmen und Ausgaben abschätzen kannst. In der Regel ist dies aber nicht der Fall.

Ich empfehle an dieser Stelle immer die frühe Zusammenarbeit mit einem Steuerberater, der (auch) auf Existenzgründung spezialisiert ist, denn ich bin keiner 🙂
Dieser wird mit dir alle Details genau durchgehen, denn – wie eingangs schon erwähnt – kann es durchaus sein, dass Vieles (oder sogar alles) von dem oben geschriebenen nicht auf dich zutrifft.

Normaler Gewerbebetrieb 

Ähnlich verhält es sich mit einer normalen Selbständigkeit, ohne Kleinunternehmerregelung. Die Einkommensteuer wird aus deinem gesamten Einkommen ermittelt. Zusätzlich musst du die Gewerbe- und Umsatzsteuer abführen.  Die Höhe der Gewerbesteuer richtet sich nach der Höhe des Gewinns. Sie variiert je nach Bundesland und sogar nach Städten da jede Staadt einen eigenen Hebelsatz hat. Die Basis sind 3,5%, welche auf den Hebelsteuersatz addiert wird. Die aktuellen Sätze der Gemeinden kannst du hier einsehen.  

Sofern Du nicht von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen kannst, musst du auf deinen Rechnungen die Mehrwertsteuer ausweisen. Diese musst Du dann, je nach Buchhaltungsform, monatlich oder vierteljährlich an das Finanzamt abführen. Dies fällt besonders bei Privatkunden ins Gewicht, die die Mehrwertsteuer nicht vom Finanzamt zurückerhalten. Denn diese sind häufig nicht bereit einen 19% höheren Preis zu zahlen. Dieser fällt also zu deinen Lasten.

Wenn die Empfänger deiner Rechnungen allerdings selbst Firmen sind, spielt die Umsatzsteuer keine Rolle. Nicht mal in Verhandlungen. Der genannte Preis ist immer der Nettropreis zzgl. Mehrwertsteuern. Genauso wie Du rechnen nämlich alle Firmen die eingehenden und ausgehenden Umsatzsteuern gegen und überweisen bei Steuereinnahmenüberschuss den Rest ans Finanzamt, oder erhalten eine Gutschrift, wenn Sie eben mehr Steuern ausgegeben haben, als eingenommen. Prinzipiell ist die MwSt./USt. immer nur ein durchlaufender Posten. Am besten legst du am Anfang die eingenommenen Mehrwertsteuern immer zur Seite (am besten auf ein anderes Konto). So verhinderst du einen finanziellen Engpass, wenn Zahltag beim Finanzamt ist. 

Nebenberuflich selbstständig – Wieviel darf ich verdienen? Steuerberatung!

Wenn du planst dich nebenberuflich selbstständig zu machen kann dir eine Steuerberaterin oder Steuerberater in einer Vielzahl von Bereichen helfen. Hier sind einige der wichtigsten:

  1. Steuererklärung: Ein Steuerberater kann deine jährliche Steuererklärung überprüfen und optimieren, um sicherzustellen, dass du alle relevanten Abschreibungen und Abzüge in Anspruch nimmst und keine Steuern zahlen musst, die nicht notwendig sind.
  2. Buchhaltung: Ein Steuerberater kann deine Buchhaltung überwachen und dir helfen, alle erforderlichen Aufzeichnungen und Unterlagen auf dem neuesten Stand zu halten.
  3. Finanzplanung: Ein Steuerberater kann dir helfen, eine solide Finanzstrategie zu entwickeln und zu verwalten, um deine finanziellen Ziele zu erreichen.
  4. Steuerliche Beratung: Ein Steuerberater kann dich auch bei steuerlichen Fragen und Problemen beraten und dir helfen, die besten Entscheidungen für deine spezifischen Bedürfnisse und Ziele zu treffen.
  5. Rechtsberatung: Ein Steuerberater kann auch als rechtlicher Berater fungieren und dir helfen, steuerliche und rechtliche Fragen in Bezug auf deine Geschäftstätigkeit zu klären.

Insgesamt kann dir eine Steuerberaterin oder ein Steuerberater viel Zeit, Stress und Geld sparen, indem sie sicherstellen, dass alle steuerlichen Angelegenheiten korrekt und effizient behandelt werden. Gerade wenn deine Selbstständigkeit mit der Zeit intensiver wird kann dich eine steuerrechtliche Begleitung vor unliebsamen Überraschungen schützen.

Fazit

Du siehst also, dass du mit einer freiberuflichen Nebentätigkeit oder einem Nebengewerbe prinzipiell so viel verdienen kannst, wie du möchtest. Du solltest lediglich Freibeträge beachten, wenn du beispielsweise Kleinunternehmer sein (und bleiben) oder keine Gewerbesteuer zahlen möchtest.

Auf die verschiedenen Modelle der selbstständigen Tätigkeiten werde ich in weiteren Artikeln noch genauer eingehen. 

Bedenke unbedingt deinen Arbeitgeber zu Informieren bevor du dich nebenberuflich selbstständig machst. Du brauchst auf jeden Fall seine schriftliche Erlaubnis – andernfalls gilt deine nicht gemeldete Selbstständigkeit als Kündigungsgrund. Allerdings ist dies risikofrei, denn er kann dir deine Tätigkeit in der Regel nicht verbieten.

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